Träume nicht dein Leben. Lebe deinen Traum.

(Dale Carnegie)


Es war im Jahr 2006: Wir waren Kinder der New Economy. E-business, e-commerce, e-Marketing waren unsere Berufung. Wir lebten im World Wide Web, im virtuellen Raum-Zeit-Gefüge. Wir waren rund um die Uhr online und 24 Stunden am Tag erreichbar. Ohne Handy, PDA, Laptop gingen wir nie aus dem Haus. Die wichtigsten Worte in unserem Leben hießen Wireless Lan, Hot-Spot, Bluetooth, Flat-Rate, Meeting, Timeline und asap. As soon as possible, so schnell wie möglich, die Probleme anderer Leute zu lösen, das war unser Job. Wir analysierten, priorisierten, delegierten, konzipierten, generierten, diskutierten … und kapierten es schließlich: Während wir von einem Termin zum nächsten hetzten, fand das Leben ohne uns statt.

 

Höchste Zeit für eine Pause. Einen Gang langsamer schalten. Das Leben genießen. Grenzen überwinden. Den Horizont erweitern. Fremde Länder, Menschen und Kulturen kennen lernen. Reisen. Das war es, was wir wollten: Reisen. Nicht einfach nur in den Urlaub fahren und im Eiltempo Sehenswürdigkeiten abhaken. Sondern Zeit haben für die vielen kleinen Dinge links und rechts des Weges, für die Geschichten, die das Leben schreibt, für die Augenblicke, die sich einem bieten.

 

Wir haben lange nachgedacht, eine Menge gelesen und viel diskutiert, bevor die Entscheidung fiel. Von Afrika war die Rede – und von Alaska. 26 Länder in 12 Monaten waren das Ergebnis der ersten Planung – asap. 16 Länder in 18 Monaten schließlich waren das Ergebnis des vierten Plans. Oder war’s der fünfte? Der eine stellte sich vor, mit dem Rucksack durch die Lande zu ziehen – der andere wollte nicht aufs eigene Fahrzeug verzichten. Statt Unimog oder Buschtaxi stand eines Tages ein Landrover Defender vor der Tür. Und irgendwann stand’s dann im Kalender: Ausbau im Januar, Verschiffung im April. Amerika – wir kommen!

 

„Toll, ich beneide euch“, sagen die einen und hängen schweigend ihren eigenen Träumen nach.

 

„Wie könnt ihr nur alle Sicherheiten aufgeben?“, fragen die anderen. „Habt ihr keine Angst, dass euch was passiert? Könnt ihr euch das überhaupt leisten? Und was wollt ihr eigentlich danach machen?“

 

Heute (April 2006) haben wir noch keine Antworten auf diese Fragen. Denn wir wissen noch nicht, ob wir die Sicherheiten, die wir aufgegeben haben, vermissen werden, ob unser Vorhaben gefährlicher ist als unser altes Leben, wie lange unser Geld reicht und was wir danach machen werden. Aber wir werden diese Fragen beantworten. Danach. Versprochen.